Mittwoch, 20. April 2005

Flughäfen

Ich liebe Flughäfen.

Eigentlich völlig bescheuert. Da wird alles geklaut, was man nicht ständig dicht an seinen Körper drückt, die Shops sind viel zu teuer (es sei denn, man fliegt „overseas“ und kann „duty free“ kaufen), ein Kaffee kostet so viel als wolle man ihn mit Goldeinlage statt Milch haben, es ist laut und hektisch und wenn man’s genau nimmt, ist es nichts weiter als ein großer Wartesaal – und ich steh ja nicht so auf warten.

Aber andersrum kann man sich da prima hinsetzen, in so ein Flughafen-Café (weil man da ja evtl. rauchen darf), schlürft ein dekadent teures Getränk (einmal kann man sich das wohl leisten) und beobachtet Menschen.

Am Fröhlichsten ist es in der Ankunftshalle.
Da kommt eine Tochter von ihrem Jahr in den USA zurück und wird mit großem Bahnhof, selbst gebastelten Schildern und tränenreichen Umarmungen empfangen.
Da laufen kleine Kinder kreischend der braun gebrannten Oma in die Arme, die während ihrer zwei Wochen in Spanien schmerzlich vermisst wurde.
Da drücken sich junge Menschen jeden Alters die Nase an der Glasscheibe platt, um den Blick auf den Liebsten oder die Liebste schon zu erhaschen, bevor er oder sie überhaupt an der Gepäckausgabe angekommen ist.

Aber auch die Gates haben ihren Reiz.
Vorne sind die großen Abschiedsszenen. „Mach’s gut“, „Wird nicht so braun“, „Vergiss die Sonnencreme nicht“, „Ruf an, wenn du da bist“…
Dazu tränenreiche Trennungen von Eltern, Kindern, Freunden oder anderen geliebten Menschen.
Und dann das geschäftige Treiben rund um die Shops. Man sieht sofort, wer Zeit hat und wer spät dran ist. Einige nervöse Hemden rennen auf und ab, etwas anders gepolte Menschen telefonieren erst noch mal ein wenig herum oder suchen sich einen sündhaft teuren Steh-Internet-Terminal zum Surfen.
Im Wartesaal noch ein Unterschied. Die leger gekleideten, fröhlichen Menschen, die in den Urlaub fliegen, bilden einen krassen Kontrast zu den Damen und Herren in Anzug und Kostüm und mit Aktenkoffer. Nur eine weitere Dienstreise. Gleichgültig lesen sie, was immer die gekaufte Zeitschrift oder der aufgeklappte Laptop her geben, während um sie herum die Kinder mitsamt ihren Eltern ungeduldig auf ihren Sitzen hin und her rutschen und ununterbrochen babbeln.

Darum mag ich Flughäfen. Sie sind fröhliche Orte, die Atmosphäre ist positiv.. Die Menschen sind entspannter, freundlicher. Darum bin ich gern dort.

Auch wenn sie nur verstärken, was ich eh dauerhaft in mir trage:

Fernweh…

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