Donnerstag, 11. November 2004

Laterne, Laterne...

Gestern war Martinssingen. Das erste Mal, dass ich da in der Tür stand und sich kleine Kinder vor mir einen abbrachen für ein paar Süßigkeiten. Sehr merkwürdige Situation irgendwie.

Musste übrigens feststellen, dass ich die alten Texte besser kann als die Kids, die mal einfach den Refrain nur einmal sangen oder einfach nur den Refrain... Die sind schon recht faul.

Und dann die "großen Kinder", also die Teenager, die ohne Laterne rumgehen und sich einen in den Flaumbart brummeln. Da möchte ich ja immer am Liebsten sagen: "Verpisst Euch!" Macht man dann aber doch nicht. Gibt's halt nur die kleinen Sachen. Knoppers bleiben für die Kids.

Überhaupt: Als ich klein war, da haben wir uns noch über ein paar Bonbons gefreut. Heut haben die Kids ganze Tafeln Milka in der Tüte. Ach so, ist ja heut ein Rucksack: Erst singen sie, dann drehen sie sich einfach um und der Rucksack ist oben schon offen, bereit zum einfüllen. Ein "Danke" hört man übrigens auch nur selten.

Eine nette Studie der Jugend von heute. Süß war die Mama, die mit ihrem Sohn allein ging. Der kleine war etwas schüchtern und Mama hat fast alles gesungen, er hat zwischendurch mal einen leisen Ton beigesteuert und uns nur mit großen Augen angesehen. Sehr putzig - und fast schon traurig, weil die zwei eben allein unterwegs waren, nicht in einer lustigen kleinen Gruppe.

Lustig wurd's danach sowieso noch. Die Nachbarin von unten (die sich bei ihrem Einzug letztes Jahr bei mir vorstellte mit: "Hallo, ich bin K., meine Mutter sagt, wir waren zusammen im Kindergarten!") kam mit 11 Monate alter Tochter in den Flur und dann stieß auch noch der Mann dazu - da haben wir die Bierchen hervorgeholt und eine Flurparty veranstaltet. Stunden später stellten wir fest, dass wir
a) langsam durchfroren
b) das Kind so langsam verhungert (nicht, dass sie gejammert hätte - sehr pflegeleichtes Baby!)
c) schon längst keiner mehr singt.

Party nach drinnen verlegt, Kind verpflegt und ins Bett gebracht (wo K. und ich gemeinsam "LaLeLu" gesungen haben und Männe über's Babyphone den schiefen Tönen lauschte), noch Martini und Ramazzotti getrunken und Robbie gehört. War extrem nett, der Abend.

Dann irgendwann bin ich eine Treppe höher gegangen, hab mich auf's Sofa geschmissen, Katzi gekrault - und erfreut festgestellt, dass ich den Abend mit Buffy-Wiederholungen ausklingen lassen kann.

It doesn't get any better...

Just telling you | ramirez um 13:40h | 2 tickets | add a ticket?


 
mccaba2, Donnerstag, 15. Juni 2006, 22:16
Ich bin durch ein "assignment" in meinem College Kurs in dein Blog gerutscht. Was ist denn "Martinstag"? Sowas wie Halloween hier? Klingt fast so. Auch hier wollen die grossen Kinder ohne Kostum candy haben, und mochte ihnen gerne nein sagen. Und von den kleinen Kindern sagen auch nicht viele Danke. Also ist America in der Beziehung wie Deutschland.

linked

 
ramirez, Donnerstag, 22. Juni 2006, 17:19
Martinstag
oder auch Martinssingen. Wie alle Traditionen in Deutschland hat es mit einem Heiligen zu tun, in diesem Fall einem St. Martin. Der hat - wenn ich mich da richtig erinnere - mal seinen Mantel geteilt um einem Frierenden am Wegesrand zu helfen.

Was das nun mit Kindern zu tun hat, die sich eine Laterne kaufen oder basteln und damit singend um die Häuser ziehen (sie klingeln und wenn einer öffnet, dann singen sie "Laterne, Laterne - Sonne, Mond und Sterne..." oder "Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir...") und für ihren Gesang dann Süßes einheimsen, das entzieht sich, ehrlich gesagt, meiner Kenntnis. Aber vielleicht wissen da ja andere Blogger mehr?

Oder man ergugelt sich das und guckt hier bei Wikipedia mal nach... Auch mal interessant... Wenn man da dann nämlich auf "Martinisingen" drückt, dann erfährt man, dass die Ostfriesen den Brauch auf Luther zurückführen. Wusst ich auch noch nicht...

linked