Samstag, 25. April 2009

Ich geb mir die Kugel

Eine überraschende Reaktion auf eine vielleicht etwas kindisch anmutende Aktion von mir gab es gestern.

Ich hatte nämlich noch diverse Sachen im Haus und die habe ich mal zusammengesammelt und abgeholt. Dabei habe ich eine alte (leere) Schachtel Mozartkugeln zertrampelt im Flur hinterlassen. Darauf ein gelber Klebezettel. Schachtel und Zettel sind quasi Auslöser unserer Beziehung, denn es handelt sich um ein Mitbringsel aus Wien von IHM als ein kleines Dankeschön. Damit wurde ich erst auf ihn aufmerksam.

Nun, nach all den Aktionen, die er so in letzter Zeit gefahren hat wäre ich nie drauf gekommen, dass ihn die zertrampelte Schachel interessiert. Ich hätte drauf getippt dass er mich als kindisch bezeichnet und so arrogant reagiert wie er es eigentlich immer tut, wenn ich derartig emotional handle.

Aber da hatte ich mich getäuscht. Er reagierte selbst emotional. Rief mich an und fragte mich erbost, was das denn bitte solle. Dann kam er, holte den Lütten ab (wie zuvor abgesprochen) und verlangte seinen Schlüssel. Nachdem er ja der schlechteste Mensch der Welt sei brauche ich den jawohl nicht mehr.

Kaum 10 Minuten später - mein Adrenalinspiegel war gerade wieder am runterkommen - rief er an. Ob das jetzt so bliebe mit dem Rosenkrieg, ob wir so jetzt kommunizieren würden. Er könne wohl nicht auf meinen Gefühlen rumtrampeln und noch Dankbarkeit und Freundschaft dafür erwarten, meinte ich dazu. Und was er denn für einen Bohei um eine Schachtel mache.

Das sei das erste gewesen, das er mir geschenkt habe, meinte er nur zu mir. Ja, dass wüsste ich wohl, allerdings hätte ich nicht den Eindruck gehabt, dass ihm das noch etwas bedeute.

Was folgte waren wieder einmal viele Tränen, ein paar Erklärungsversuche und Vorwürfe... Bis mein Festnetz klingelte und wir das Gespräch deswegen beendeten. Den Abend mit seinem Sohn sollte er auch nicht mit mir am Telefon verbringen und ich war eh zu aufgewühlt um noch einen klaren Gedanken zu fassen.

Ja, ich weiß, ich sollte keine Träne mehr vergießen. Er hat sich verhalten wie die Axt im Wald und ohne Rücksicht auf mich. Und vermutlich sollte ich ihm wirklich sagen, wo er sich seine Nettigkeiten hinstecken soll. Aber das kann ich nicht. Es würde bedeuten, dass ich mich 3,5 Jahre lang in einem Menschen getäuscht habe, ihn geliebt und für ihn alles getan habe obwohl er es nie wert war. Und das kann ich einfach so nicht akzeptieren. Irgendwo muss dieser Mensch noch sein, den ich damals kennengelernt habe, in den ich mich verliebt habe und für den ich mein Leben umgekrempelt habe. Ich mag in ihm durchaus auch Dinge gesehen haben, die zu ihm nicht passten. Aber ein schlechter Mensch war er nicht. Es kann nicht alles Lüge gewesen sein...

Ich weiß nicht, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen soll. Vielleicht weiß er einfach nicht wirklich was Liebe ist. Fakt ist, dass ich mir einen Mann wünsche, der mich wirklich liebt. Der auch mal was für mich tut. Der sich mit mir ein echtes, richtiges Leben aufbauen möchte. Und bei dem ich mich geborgen fühle. Und dessen Liebe ich mir sicher sein kann.

Viele dieser Dinge hat er nie gekonnt oder gewollt. Und selbst wenn er es jetzt würde - könnte ich das letzte noch?

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pappnase, Samstag, 25. April 2009, 23:10
ich mach das mal kurz.
ihre geschichte bewegt mich sehr, weil auch ich vor etlichen jahren so eine nummer fahren durfte.
wen ein fünkchen respekt vor ihrer situation bei dem meister erkennbar ist, dann lohnt sich eine auseinandersetzung, allein wegen dem kind.
wenn nicht hilft nur der totale cut.

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ramirez, Sonntag, 26. April 2009, 12:15
Danke, Herr Pappnase. Ich hatte schon befürchtet, ich stoße auf komplettes Unverständnis, dass ich das nicht so hart durchziehe, wie ich es vor wenigen Tagen noch so vehement behauptet habe.
Darf ich fragen, wie es bei Ihnen ausgegangen ist? Auseinandersetzung oder totaler Cut?
Der totale Cut wird schwierig, eben wegen dem Kind. Wenn ich es so wollte würde er es vielleicht sogar mitmachen, aber ich würde doch meinem Sohn den Vater nicht nehmen wollen...

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jeamuc, Montag, 27. April 2009, 15:40
o-weh! Und ja, so einfach ist das mit dem Schlussmachen eben doch nicht, wie man es sich vorstellt. In seinem Schmerz. Denn im Grunde hilft das dem bestehenden Schmerz ja auch nicht. Einfach so Schluss machen und es ist vorbei. Die Beziehung und der Schmerz. Denkste! Der Schmerz bleibt.

Man müsste auf jeden Fall sagen, sprecht Euch aus! Wer will was? Was fehlt/-e? Ist noch irgendetwas übrig von dem, was Euch (vor kurzem noch?) verband? Das ist oft das große Problem der Männer, dass sie - speziell über Gefühle - nicht reden können. Und deshalb auch nicht wollen. Dann gehen sie lieber den Weg des geringsten Widerstandes und suchen sich etwas, das besser passt, anstatt an dem Bestehenden zu arbeiten, zum Beispiel.

Dir tut die Trennung ofensichtlich sehr weh. Verständlich, nach dem, was hier so zu lesen ist. Somit scheint es vielleicht einen Kampf wert. Einen Kampf um ihn. Um Euch. Um Eure Zukunft. Aber ihr müsst auf jeden Fall reden!!! Über Eure Gefühle und Gedanken. Und wenn nur ein Fünkchen auf seiner Seite übrig ist, versuch, das Feuer neu zu entfachen. Ich kenne das Gefühl bzw. den Gedanken "ich kann mich doch nicht soo in ihm getäuscht haben". An der Stelle solltest Du ansetzen. Auch und in erster Linie für Dich. Egal ob das mit dem Wiederanfachen etwas wird. Das stell mal ganz in den Hintergrund. Auf jeden Fall solltest Du ihn fragen (wenn nicht schon geschehen), ob Du Dich wirklich so in ihm getäuscht hast. Wenn ja, dann hast Du die Gewissheit. Aber wenn nein, dann habt Ihr vielleicht noch eine Chance.

Allerdings - ich hasse Sprüche -, ein geflickter Topf hält das Wasser nicht. Sagt der Volksmund. Und, er hat schon seine erste Frau sogar mit vier Kindern verlassen. Unabhängig von der Entstehungsgeschichte Eures Gummibärchens ... ist das kein gutes Vorzeichen. Es stellt sich die Frage, will er die Chance nutzen, es diesmal besser zu machen, oder wird es für ihn wieder und wieder und wieder so laufen.

Und so drehe ich die Medaille von einer Seite zur anderen und wieder zurück. Finde Fürs und Widers, hab eigentlich viel zu wenig Informationen für einen Rat und auch kaum eine Qualifikation außer meinem eigenen Gefühl. Deshalb schieb ich mal meine Maus jetzt zum "yo mama!"-Button und drück Dir die Daumen, dass es Dir bald besser geht. Egal in welche Richtung Dein Weg führt.

*drückdich*

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ramirez, Dienstag, 28. April 2009, 00:42
Das ist so lieb. Danke dir.

Ja, die Aussprache, das versuche ich jetzt noch einmal. Heute oder morgen, hat er gesagt. Dann sehe ich mal, was ich da noch an Informationen bekomme, Einsichten - ich vermute, ich warte auf eine Erleuchtung die nicht kommen wird.

Eine Freundin hat letztens schon mal gefragt, ob ich eine selbstzerstörerische Ader hätte... Vielleicht liegt sie mit ihrer Vermutung gar nicht so falsch...

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kid37, Montag, 27. April 2009, 15:08
Man kann sich da immer viel vornehmen, man will souverän bleiben, freundlich gesinnt. Es klappt - nach meiner Erfahrung - nur selten. Ohne das jetzt in Ihrem Fall bewerten zu können, aber solche Sätze - Es würde bedeuten, dass ich mich 3,5 Jahre lang in einem Menschen getäuscht habe... - sind eigentlich nicht wahr, auch wenn man sich noch so sehr so fühlt. Ich kenne solche Situationen sehr gut, den Spagat, den man versucht. Aber ich fürchte, man ist viel zu uneins mit sich selbst, um alles wirklich klar zu sehen. Verständlicherweise. Sehen Sie zu, dass Sie beide eine gute Regelung für den Kleinen finden und bleiben Sie ansonsten (erstmal) auf Abstand. Das verletzt zu sehr. Sich und andere.

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ramirez, Dienstag, 28. April 2009, 00:39
Das ist an sich ein guter Rat. Nur lässt sich der Mann schlecht auf Abstand bringen. Es ist ja nicht so, dass er das mit dem Abstand irgendwie forciert. Im Gegenteil. Noch dazu ist er mein Chef, ich telefoniere also eh täglich mit ihm, wir mailen, skypen... Das macht die Sache schon sehr schwierig... Plus - das gebe ich wohl zu - so ganz kriege ich das mit dem Abstand selbst auch nicht auf die Reihe. Auch wenn ich weiß, dass es das Beste wäre. Ich fühle mich in seiner Nähe noch immer viel zu ... wohl?? Nicht ganz das richtige Wort. Vielleicht einfach zu gewohnt? Ich weiß es nicht...

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pommesrot, Dienstag, 28. April 2009, 09:40
mit ihm auch noch zu arbeiten
stelle ich mir abartig vor. oder willst du ihm damit zeigen, was er nicht mehr hat, was ihm entgeht? nachdem was ich gelesen habe, scheint sein taktgefühl bequem auf einen eierlöffel zu passen.

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ramirez, Mittwoch, 6. Mai 2009, 00:47
Ich will eigentlich nix - außer Geld verdienen. Ich meine, das Leben hier will bezahlt sein. Noch eine Familie kann er nicht voll sponsorn... Und ich steh auch nicht drauf komplett abhängig zu sein.

Wenn er irgendwann sieht was er an mir hatte und es ihn schmerzt, dann kann das nur eine Einsicht sein, die mir nichts mehr bringt. Und ihm auch nicht wirklich, denn wieder kriegt er mich sicher nicht. Mein Verstand hat jetzt die Oberhand... (hoff ich inständig)

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