Samstag, 21. Januar 2006

Erlebnisse beim Arbeitsamt

Meine Mutter versucht gerade, mit Mitte 50, sich einen neuen Job zu angeln. Derzeit ist sie arbeitslos, hat sich also deshalb bei unserer allseits geliebten "Bundesagentur für Arbeit" nach Hilfe umgesehen.

Was sie dort erlebt hat, das toppt wirklich alles!

Sie ging also zu dem Herrn, den sie ihren "Arbeitsvermittler" nennen. Der hat ihr erstmal unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich in der Altersklasse davon verabschieden kann, in ihrem Beruf als "Hauswirtschaftsmeisterin" nochmel einen Job zu bekommen. Schließlich zähle ihre Selbständigkeit nicht und überhaupt wäre sie eben zu alt. Wenn sie viel Glück hätte, dann wäre vielleicht noch ein Job in den unteren Klassen drin. Bewerbungen in ihrem Beruf wären also reine Zeitverschwendung.

Aufgrund dieser Basis hat er ihr, die geschockt vor ihm saß, ihren nächsten Termin genannt: Ende Juni, dann wenn ihr Anspruch auf Geld von der Anstalt erlischt. Da solle sie ihm dann eine Aufstellung mitbringen, wo sie sich beworben habe.

Leider war sie zu fertig, um ihm eine passende Antwort dazu zu geben (wie z.B.: "Gerade haben Sie doch noch gesagt, bewerben sei Blödsinn!"), nahm ihren Zettel und verließ völlig desillusioniert den Raum.

3 Tage später fand sie im Online-Portal der BAA einen Job, der perfekt auf ihr Profil passt. Alter: egal. Sie hat sich natürlich sofort beworben.

Dass niemals ein Brief von ihrem Sachbearbeiter kam, in dem er ihr diesen Job vorschlägt, versteht sich fast von selbst. Ich hoffe jetzt, dass sie genau diesen Job kriegt und dem Seppel den Arbeitsvertrag um die Ohren schlägt! Rechts und links und gleich nochmal!

Ich frage mich dazu übrigens, warum es so viele Reportagen darüber gibt, wie sich Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger vor der Arbeitssuche drücken, aber keine einzige darüber, wie das Arbeitsamt seine "Kundschaft" desillusioniert und demotiviert und ihr dann offensichtlich jegliche Unterstützung einfach verweigert.

Dafür bezahlen wir diese Leute also. Na, danke. Und: Gute Nacht, Deutschland!

Politisches | ramirez um 15:11h | 4 tickets | add a ticket?


 
ella, Samstag, 21. Januar 2006, 15:33
Oh mann, das macht mir Angst - ich hab nächste Woche meinen ersten Termin beim Vermittler.

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ramirez, Sonntag, 22. Januar 2006, 11:24
Angst ist unnötig. Die sind schlicht unfähig und man sollte sich offenbar nicht auf die Deppen dort verlassen sondern selbst die Arbeitssuche in die Hand nehmen. Und ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage, dass von da eh nicht viel kommt und du nur was findest, wenn du selbst aktiv wirst.

Außerdem: Ich gestehe ja sogar den Beamten zu, dass sich mal ein pfiffiger Kopf darunter befindet. Ich drück dir also die Daumen, dass du diese Nadel im Heuhaufen findest. Noch jung und motiviert und noch nicht zum Vollbeamten hirngewaschen...

In jedem Fall nehme ich mal ganz stark an, dass sich dein Erlebnis von dem meiner Ma unterscheidet, da ich annehme, dass du dich eher in meiner als in ihrer Altersklasse befindest. Genau da, im Alter, sah Mister Armleuchter ja seine Chance, sich aus der Arbeit rauszureden.

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ella, Sonntag, 22. Januar 2006, 13:20
Ich hab auch mehr Bedenken, dass mir Jobs angeboten werden, die wahrlich nichdt das sind, was ich suche, und ich dann nicht immer wieder ablehnen kann ... aber erstmal darf ich ja eh gespannt sein, ob ich gleich zu Beginn eine Sperre bekomme oder nicht, weil ich mit der Firma eine Tschüssi-Vereinbarung getroffen habe ...

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ramirez, Sonntag, 22. Januar 2006, 13:45
Das ist allerdings möglich, sofern in der Vereinbarung nicht drin steht, dass du sowieso gekündigt worden wärst. DAS hat nun wieder mein Bruder schmerzhaft erfahren müssen...

Das mit den Angeboten... Meine Erfahrung sagt, dass davon nicht viele kommen. Und dann gibt es ja noch immer die Möglichkeit, dass die dich nicht nehmen, weil du nicht genau dafür qualifiziert bist. Oder überqualifiziert, haben die meisten Firmen auch nicht gern... Wenn die dich ablehnen, biste aus'm Schneider!

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