Dienstag, 29. August 2006

Von der Theorie zur Praxis

Teil 3: Stillen ist ja sooo einfach und schöööön
Erstens: Stillen ist keinesfalls einfach. Zumindest nicht beim ersten Kind. Frau weiß nicht, wie es aussieht, wenn das Kind richtig trinkt und eine gute Position zu finden, die beiden Beteiligten gefällt ist eh eine Sache für sich. Erst recht, wenn man wegen Kaiserschnitt nicht alle ausprobieren kann.

Da ist Hilfe gefragt. Jemand muss schauen, beurteilen und korrigieren. Sonst kann es sein, dass frau meint, alles liefe prima, sich dann aber am Ende der Woche herausstellt, dass das Kind extrem ab- statt zunimmt. Es hat also gar nicht richtig getrunken. Sag so aus, für Mutters unwissende Augen. Fühlte sich auch so an für Mutters unwissende Brust. War aber nicht so. Und das trotz Hütchen, denn ohne ging ja gar nichts.

Als das Problem im Raum stand, kamen sie alle angrannt um es zu lösen. Und jeder wusste es besser - tat aber letztlich nichts anderes als die anderen vorher. Der kleine Bursche musste stundenlange Torturen ertragen, nur damit am Ende eine Schwester/Hebamme nach der anderen aufgab. Und zum Schluss machte Muttern sich richtig Vorwürfe, das überhaupt zugelassen zu haben, nur weil sie selbst die Hoffnung nicht aufgeben wollte.

Die Nachtschwester war es dann, die mit einem vernünftigen Plan kam: Erstmal abpumpen und damit Milch und Kind auf Vordermann zu bringen, dann daheim in Ruhe nochmal probieren. Meistens klappts dann besser. Und trotz Hochsaison und dass sie die einzige Schwester war ab Mitternacht coachte sie mich da durch.

Nun, abpumpen ist am Anfang noch lustig. Man kommt sich ein wenig vor wie die Kuh an der Melkmaschine (vor allem wenn man mal beidseitig pumpt, was ich nur ein Mal gemacht habe und dann nie wieder) aber es ist ja für's Kind. Wir liehen uns eine Pumpe aus der Apotheke und daheim ging's weiter.

Nur, dass die Milchmenge so nicht wirklich mehr wurde, was unseren Junior schon mal zu früh auf den Plan rief und dann war noch nichts gepumpt. Also schrie er schonmal eine Viertelstunde durch, bis ich herausfand, wie ich ihn gleichzeitig mit dem klinen Finger im Mund ruhig stellte, die Maschine bediente und die Pumpe festhielt. Außerdem kaufte Papa vorsorglich etwas HA-Milchpulver, denn zunehmen tat das Kind so nicht.

Dann endlich klappte das Saugen am Hütchen. Per Zufall ausprobiert, weil der Bub nach Mamas erstem Schritt in die Welt zurück (= einkaufen bei Marktkauf) mal wieder zu früh schrie. Und: Ja, das ist schön. Wieder einmal musste Mama deshalb heulen. Es ist etwas Besonderes, das Kind aus dem eigenen Körper zu versorgen. Keine Frage. Wenn es denn klappt...

Denn das ganze ging 1 Woche lang gut. Er nahm etwas zu - wenngleich nicht so viel wie erhofft - und die Milchmenge auch. Doch dann fing er an beim Trinken einzuschlafen und alles ging zurück. Das fiel natürlich nicht sofort auf. Man denkt sich ja auch nicht gleich was dabei, wenn das Kind mal einen Tag nicht so viel trinkt. Oder zwei. Dann wird man langsam stutzig...

Der erste Arztbesuch brachte es dann ans Tageslicht: Das Kind ist zu dünn. Müßig zu mutmaßen, was passiert ist. Jetzt wird zugefüttert. Und ich verstehe jetzt was die Frauen meinen, die mir mit einem Seufzer erzählen: Nein, stillen hat bei mir nicht geklappt!

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Von der Theorie zur Praxis

Teil 2: 1 Woche Krankenhaus - so entspannt hast du's so schnell nicht wieder!
Soweit die Theorie. Wäre vermutlich auch gar nicht so übel gewesen, wäre ich nicht von "Schwester Rabiata" betreut worden. Den Namen hat sie übrigens von ihren Kollegen, nicht von mir.

Sie war die Krätze in Person. Schroff, null Einfühlungsvermögen und nur freundlich, wenn sie grad ihre 5 Minuten hatte. Wenn ich hier wiedergebe, was ich mir von der alles hab sagen lassen müssen, dann sitz ich hier morgen noch. Dummerweise bin ich etwas konfrontationsscheu und hab meinen Frust eher mittels des eh einsetzenden Baby-Blues an meinen Schatz weitergegeben, der sich rührend um mich kümmerte und oftmals seine Firma hinten an stellte und schon mal zwei Stündchen am Vormittag blieb, die er eigentlich beim Kunden hätte verbringen müssen.

Die Schwestern waren generell etwas unterbesetzt und daher öfters mal genervt. Da mein Klingelknopf einen Wackelkontakt hatte (und dass es an meinem Knopf lag fanden meine LeidensZimmergenossin und ich selbst heraus) ging bei uns öfter mal die Klingel eigenständig an, ohne dass eine von uns gedrückt hatte. Einmal direkt nachdem wir die Schwestern zwei Male in kurzer Folge haben rufen müssen. Da kam die Schwester reingeschossen mit dem Spruch: "Haben Sie etwa schon wieder geklingelt?" Nee, aber wenn's so gewesen wäre, wären wir dann rausgeflogen?

Auch das mit dem Stillen haben die Schwestern total versaut. Aber das ist so viel Stoff, dafür gibt es glatt einen eigenen Teil. Meine Zimmernachbarin haben sie mit ihrem Frühchen auch schön alleine gelassen. Ich hoffe nur, das Kind hat die Dauerstillerei und die Gelbsucht - mit der sie nach 1 Woche tatsächlich heim gelassen wurde - gut überstanden und gedeiht jetzt prächtig.

Auch die nette Lernschwester und die nach 4 Tagen aus dem Urlaub zurückgekehrte Stationsschwester konnten für mich nichts mehr retten. Nach 1 Woche, die sich anfühlte wie 1 Monat, verließ ich mit einem von Herzen kommenden Stoßseufzer dieses Krankenhaus.

Eigentlich schenkt man den Schwestern was als Dankeschön. Und man schickt ein Foto des Kindes. Beides habe ich bisher nicht über's Herz gebracht. Denn lügen liegt mir nicht!

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Von der Theorie zur Praxis

oder: Wie ein Holzhammer die rosarote Brille zerstörte

Teil 1: Ein Kaiserschnitt ist ja viel angenehmer
Vorweg gesagt: Ich hatte noch nie eine OP - war sogar noch nie im Krankenhaus gelegen. Von daher hatte der ganze Vorgang seine aufregende Seite. Und dann hat man ja auch noch die Horrorvorstellung eines 12- bis 14-stündigen Geburtsvorgangs umgangen. Wie schön!

Nee, nicht schön. Eher naiv. Eine OP ist nunmal nicht ohne. Und dann auch noch im Bauchbereich. Den benutzt man ja nun wirklich für fast jede Bewegung.

Aber zunächst mal zum OP: Die sehen in ER deutlich wohnlicher aus als im realen Leben. Metall wohin man sieht. Die Spinalanesthäsie (herrje, schreibt man das so?) war noch easy. Dann ging der grüne Vorhang hoch und es wurde geschnitten - und gerissen. Nennt sich "sanfter Kaiserschnitt" weil durch das Reissen weniger kaputt geht, als durch blindes Schneiden. Heilt auch besser. Fühlt sich aber derartig fies an (man fühlt ja keinen Schmerz, aber man wird halt bei der Reisserei herumgewackelt und irgendwie merken tut man es dann schon...), dass ich stumpf in Panik verfallen bin. "Jäisus, was lass ich da eigentlich machen, bin ich bescheuert?" war einer der Sätze, die mir durch den Kopf schossen. Ich fing an zu heulen und blickte - dem Himmel sei Dank - in die Augen meines Herzallerliebsten, der mir feste die Hand hielt. Angeblich redeten auch die Narkoseärztinnen beruhigend auf mich ein, aber daran erinnere ich mich nur vage.

Dann kam der Schrei. Kräftig und unverkennbar Baby. Und dann wurde mir das kleine Bündel gezeigt. Wegen der Unbeweglichkeit meiner Glieder musste ich etwas verquer schielen, aber ich hab ihn gesehen, meinen Sohn. Sein Vater ging dann mit ihm runter in den Kreissaal zum Waschen. Er wär auch bei mir geblieben, ich wollt aber nicht, dass fremde Leute den Kleinen in seiner ersten Stunde betreuen. Und wenn ich das schon nicht selbst konnte, dann wenigstens Papi.

Kaum waren sie raus, blieb mir die Luft weg. Ob das die nachlassende Anspannung war oder die etwas zu heftig gesetzte Narkose (die zu weit nach oben ging, wie wir dann feststellten) sei dahin gestellt. Jedenfalls musste ich dann in den Aufwachraum und dort warten, bis die Spinal gesunken war. Aber zuerst hieft einen eine Meute fremder Leute vom OP-Tisch ins Bett. Man selbst ist völlig hilflos, denn man kann ja von Brust an nix bewegen. Hängt da also wie ein nasser Sack und fragt sich, warum die sich keinen Kran holen. Halb nackt ist man ja noch dazu. Suuuper!

Im Aufwachraum röchelten zwei frisch operierte Opis vor sich hin und dämmerten sich aus der Vollnarkose. Da war ich froh, dass ich keine Vollnarkose hatte, denn das war schon heftig anzusehen. Allerdings hab ich mich geärgert, dass ich bei dem bissle Atemnot was gesagt habe, denn jetzt ging es mir gut, ich durfte aber trotzdem nicht zu meinem Kind eine Etage tiefer. Eine volle Stunde haben die mich da festgehalten, bis ich die Schwester so entnervt hatte, dass sie die Hebamme anrief, sie solle mich holen.

Und dann hatte ich ihn endlich bei mir, meinen Bub. Wie im Film wurde ich mit Blick auf die Krankenhausdecke - da könnte man ja prima mal ein paar Bildchen abringen, eine kleine Bildergeschichte vielleicht sogar - auf die Entbindungsstation geschoben und lernte die netten *hust* Schwestern kennen (siehe Teil 2).

Dann irgendwann lies die Spinal nach. Und die Schmerzen begannen. Alleine hinsetzen? Fehlanzeige! Die schicken weißen Overknees juckten und die blöde Netzunterhose zum Halten der dicken Windel musste seitwärts aufgeschnitten werden, sonst hätte sie meinen Astralkörper abgeschnürt. Wollen die mir sagen, ich bin das Dickste, was da mal im Bett gelegen hat? Wollen die mich verar***en? Gibt es davon echt keine größeren Größen? Hier entbinden nur Barbies, oder was?

Schon am nächsten Morgen jagten einen die Schwestern zum ersten Mal aus dem Bett und zur Toilette. Sicherlich lässt die tatsächliche Schmerz-Erinnerung nach, aber ich erinnere mich noch gut an meine Gefühle und Gedanken. Niemals würde ich das jemandem empfehlen. Niemals!

Es dauerte 3 Tage, bis ich meinen Sohn selbst aus dem Bettchen neben mir heben konnte. Bis dahin musste ich klingeln, wenn er schrie. Und die Schwestern kommen nicht immer sofort. Im Vergleich: Bei normal Gebärenden geht es nach 3 Tagen bereits heim. Die schlendern schon am Tag nach der Geburt mit den Bettchen über den Flur! Ich selbst habe meinen Sohn erst nach 3 Tagen das erste Mal nackt gesehen weil selbst gewickelt! Da war übrigens die Nabelschnur schon ab - die hab ich nie zu Gesicht bekommen!

Also, mein Tipp: Wenn man die Wahl hat, dann nehme man eine normale Geburt!

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